Stadion am Quenz, Brandenburg

Die Namen „Groß Kreutz“ und „Werder“ sind jedem Fußballfan ein Begriff. Sie sind aber nicht für Dortmunder Weltmeister oder Bremer Ballartisten reserviert, auch zwei Orte in Brandenburg tragen diese Namen. Man könnte meinen, dass es das dann auch war mit dem Fußball in Brandenburg, dem Bundesland, über das der Kabarettist Rainald Grebe sagt:

In Berlin bin ich einer von drei Millionen, in Brandenburg kann ich bald alleine wohnen.

Früher war dem nicht so, denn früher war sowieso alles besser. Der FC Stahl Brandenburg war das stolze Aushängeschild einer Region, die heute mit Landflucht zu kämpfen hat. „Prognosen zufolge könnten manche Landkreise in Brandenburg bis 2035 fast ein Drittel der Bevölkerung verlieren“, heißt es in einem Bericht.

In der Saison 1986/87 hat es der Traditionsverein aus der 70 000-Einwohner-Stadt bis in den UEFA-Cup geschafft, war von 1984 bis zur Wende erstklassig und hat Spieler wie Steffen Freund oder Roy Präger hervorgebracht. Beide liefen im Stadion am Quenz auf, das nach dem angrenzenden Quenzsee benannt ist und das zu Zeiten Prägers und Freunds noch „Stahl-Stadion“ hieß.

Die Flutlichtmasten wurden erst nach der Wende fertiggestellt

Seit den Fünfzigerjahren steht es hier. Die Stadionwälle wurden aus dem Schutt eines Kriegsgefangenlagers errichtet, das sich vorher an gleicher Stelle befand. In den Siebzigern war man mit überdachten Sitzplätzen der DDR-Konkurrenz voraus, in Stahls goldenen Achtzigerjahren wurde das Stadion erst um eine Haupttribüne, dann um eine elektronische Anzeigetafel und später um Flutlichtmasten erweitert (die durch den Zusammenbruch der DDR erst 1996 fertiggestellt wurden). Die Anzeigetafel ist nach dem Abriss der Masten im Jahr 2017 das primäre Wahrzeichen eines Stadions, das auch den Leichtathleten eine Heimat gibt. Der Plattenbau hinter dem Stadion, das „Stahl“ im Vereinsname – durch das Stadion am Quenz weht noch eine Steife Brise Ostalgie.

Mittlerweile gehört es der Stadt Brandenburg. Der Zuschauerrekord von 22 000 Besuchern wurde in dem 15 000 Mann-Stadion im UEFA-Cup-Spiel gegen den IFK Göteborg erzielt. Beim einzigen Länderspiel im Stadion am Quenz fanden sich dagegen nur 3 000 Besucher ein, als die DDR 1987 die Tschechoslowakei 2:0 besiegte.
Mit weiteren Länderspielen oder Bundesliga-Fußball kann man weder in naher noch in ferner Zukunft rechnen. Will man Werder sehen, muss man nach Bremen fahren. Großkreutz ist inzwischen nicht mehr ganz so fern.

Anschrift: Stadion am Quenz, Magdeburger Landstraße 228, 14770 Brandenburg an der Havel

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