Denkmal „Rest von Leipzig“, Leipzig

Auch ohne sein Alleinstellungsmerkmal hätte es der Alfred-Kunze-Sportpark in Leutzsch verdient, in der Hitliste der deutschen Fußballsehenswürdigkeiten zu landen. 16 Stehstufen weist der imposante Stehblock hinter dem Tor auf, nach einer Bande mit Mauer folgen weitere 20 Stufen. Verhältnisse, wie man sie nur aus England kennt.

Historische Spielstätten gibt es in Leipzig zur Genüge. Das Zentralstadion war das einst größte Stadion in Deutschland, dazu das Bruno-Plache-Stadion mit einer der ältesten Tribünen der Republik. Der Alfred-Kunze-Sportpark glänzt mit einem Denkmal, das sich mitten im Stadion, rechts neben der Haupttribüne befindet.

Bis 1992 Georg-Schwarz-Sportpark

Ein „Freizeit-Künstler“ (Das große Buch der deutschen Fußballstadien) hat elf Mannen in Beton gegossen, die 1964 mit Chemie Leipzig überraschend die DDR-Meisterschaft gewannen. Torwart Günther, die Abwehrspieler Herzog, Walter und Hermann, das Mittelfeld mit Krause und Slaby und „die großartigen Fünf“ (11 Freunde) Pacholski, Richter, Scherbarth, Bauchspieß und Behla. Dem Trainer kam eine besondere Ehre zu, er gibt dem Stadion seinen Namen: Alfred Kunze, der von den Parteikadern schon 1962 als zu schlecht befunden wurde. Bis 1992 war der Platz nach dem Widerstandskämpfer Georg Schwarz benannt.

Um die Qualität des Leipziger Fußballs zu heben, fusionierten 1963 Lokomotive und Rotation zum SC Leipzig, die DDR-Sportfunktionäre der Messestadt teilten die vermeintlich besten Spieler dem neuen Verein zu. Der nicht förderungswürdige Rest wurde sich selbst überlassen und nach Leutzsch zur BSG Chemie abgeschoben. Als „Rest von Leipzig“, wie die Mannschaft spöttisch bezeichnet wurde, holte der Außenseiter mit „unerbittlicher Zweikampfhärte und bedingungslos im körperlichen Einsatz“ (Ein Jahrhundert Leipziger Fußball) den Titel. „Das war für alle eine Sensation, einmalig in der Geschichte der Oberliga“, erinnert sich mit Lisiewicz einer der Helden in einem Interview mit dem MDR. Die Auswahl des SC Leipzig trudelte nur auf Platz drei ein.

Der Durchschnitts-Leipziger muss eine Position haben, entweder Lok oder Chemie. So ist es nach wie vor. Sonst hättest du auch gar nicht diese generationsübergreifenden Zuschauer. Und RB, pffff.

Johanna, Chemie-Fan, in »Mittendrin – Fußballfans in Deutschland«

Zwei Jahre später feierte die Chemie den Gewinn des FDGB-Pokals, fiel aber dann dem System zum Opfer. Dass die besten Spieler weiter zum SC-Nachfolgeverein Lokomotive Leipzig delegiert wurden, konnte man in Leutzsch nicht über einen längeren Zeitraum kompensieren. „Lok war uns ab den Siebzigerjahren eindeutig überlegen. Wir mussten schon froh sein, wenn wir nicht allzu hoch verloren“, sagt Lisiewicz im obengenannten Interview.
Die BSG Chemie wurde zur Fahrstuhlmannschaft und konnte nie wieder an alte Erfolge anknüpfen. Dafür erinnert das Denkmal an ein Fußballwunder, das in dieser Form in Deutschland einmalig ist.

Anschrift: Am Sportpark 2, 04179 Leipzig

Internet: http://www.alfred-kunze-sportpark.de

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