Fahrgastschiff Hertha, Wusterhausen

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Fahrgastschiff Hertha, Wusterhausen

Die Namensrelikte von Fußallvereinen haben oftmals einen niedlichen Hintergrund. Die Fortuna aus Düsseldorf wurde von einem Pferdefuhrwerk inspiriert, das zufällig an den Vereinsgründern vorbeifuhr und die Aufschrift der Brotfabrik „Fortuna“ trug. Der BVB, gegründet in der Gaststätte „Zum Wildschütz“, hat den Beinamen „Borussia“ von der gleichnamigen Brauerei übernommen, die im Wildschütz einst ihr Bier ausschenkte. Hertha BSC Berlin, 1892 unter anderem von den Gebrüdern Fritz und Max Lindner gegründet, trägt der Namen einer alten Dame, weil der Vater der Brüder auf einem gleichnamigen Dampfer über die Havel geschippert war. Das Schiff gibt es heute noch. Es hat eine Geschichte zu erzählen, die nicht weniger unverwüstlich ist als die des Hauptstadtclubs.

Borussia Dortmund hat den Namen »Borussia« von Borussia Mönchengladbach geklaut, weil die Dortmunder den Namen so schön fanden.

Hartnäckige These aus meinem Heimatdorf, aufgestellt von einem Mönchengladbach-Anhänger

1886 wurde die „Hertha“ auf der Stettiner Werft Aaron&Gollnow gebaut und nach der Tochter des Reeders, Hertha Zwerner, benannt. Nicht nur der Name des Schiffs, auch die blau-weißen Farben des Schornsteins wurden von den Gründern übernommen. Der Zusatz „BSC“ kam erst 1923 durch die Fusion der Hertha mit dem (finanzstärkeren) Berliner BSC hinzu. Der Zusammenschluss läutete die erfolgreichste Zeit des Vereins ein, die mit den deutschen Meisterschaften 1930 und 1931 gekrönt wurde.

Das Hertha-Schiff folgte während dieser Zeit seiner Bestimmung als Ausflugsdampfer auf Spree, Havel und dem Wannsee. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es in „Seid bereit!“ umgetauft, dem Kampfruf der Jungen Pioniere.

Die Hertha stand kurz vor der Verschrottung

Gut zwanzig Jahre später wurde die Hertha ausrangiert und von der Familie Dentler vor der Verschrottung gerettet. Die Dentlers hatten mehrere Fahrgastschiffe auf der Kyritzer Seenplatte und waren auf der Suche nach einem weiteren Dampfer. Sie restaurierten das „Gründungsdoppelschraubermotorschiff“ (Peter Dentler) und tauften es in „Seebär“ um.

Noch zu DDR-Zeiten entdeckte der Schiffshistoriker Kurt Groggert die Hertha in Wusterhausen-Dosse, der neuen Heimat der (anonymen) Hertha. Groggert ging der Sache nach und war sich sicher, dass er das Gründungsschiff des Berliner Fußballvereins gefunden hatte. Die Geschichte trägt ihren Teil zur Versöhnung bei: Deutschland wächst wieder zusammen und die Hertha kann im Jahr 2012 ihr 110-jähriges Jubiläum auf der Hertha feiern. Das Schiff erhält aus diesem Anlass seinen alten Namen zurück.

Das Kuriose ist ja, dass man lange gar nicht wusste, dass der Dampfer überhaupt noch existiert. Erst 2002 hat der Verein herausgefunden, dass das Schiff in Wusterhausen an der Dosse (…) liegt.

Hertha-Experte Michael Jahn in einem »11 Freunde«-Interview

Erst 2016 werden Verkaufsverhandlungen mit dem Präsidium von Hertha BSC geführt, im März wird man sich einig. Ein Jahr später wird der Hertha-Dampfer ins 100 Kilometer entfernte Berlin transportiert, zurzeit liegt er in Treptow. Gerade noch rechtzeitig, beinahe wäre das Schiff im malerischen Wusterhausen-Dosse in einem alten Schuppen friedlich eingeschlafen.

Anschrift: An der Seemühle 5, 16868 Wusterhausen (Adresse der alten Anlegestelle)

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